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Tirpitz Modell & Original |
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Autor: Michael Ernst 07. Februar 1994 Baugeschichte des Schlachtschiffs Tirpitz Schlachtschiff “ G “ Nachdem im November 1935 das erste der seit 1933 projektierten und in die 35.000 ts - Normen des Washington - Abkommen hineingewachsenen Schlachtschiffe * , unter der Haushaltsbezeichnung „F“ ( die spätere Bismarck ), in Auftrag gegeben worden war, konnte schon wenige Monate später das zweite Schiff „G“ ( Tirpitz ) geordert werden. Sein Vorziehen war auf das unmittelbare Eingreifen Hitlers zurückzuführen; haushaltsrechtlich wäre das erst vom 01. Januar 1937 ab möglich gewesen. Der Bauauftrag erging an die Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven, die ihn als Baunummer 128 abgewickelte. Am 02. November 1936 wurde dort auf Helling 2 - von der erst vier Wochen zuvor das Schlachtschiff Scharnhorst abgelaufen war - der Kiel gesteckt. Nach den ursprünglichen Terminplänen sollte die Fertigstellung bis zum 01. April 1940 erfolgen. Indessen kam es aus mehreren Gründen zu Verzögerungen; schon nach dem Stand vom März 1937 war der Fertigstellungstermin auf den 01. Oktober 1940 verschoben, was einer Gesamtbauzeit von einem Monat weniger als vier Jahre entsprochen hätte. Zwar konnte „G“ nach einer Hellingbauzeit von 29 Monaten am 01. April 1939 zu Wasser gebracht ( und dabei auf den Namen Tirpitz getauft ) werden, aber weitere Verzögerungen ließen erwarten, daß auch der zweite Fertigstellungstermin nicht einzuhalten ist. Bereits am 28. Januar 1938 - mehr als ein Jahr vor dem Stapellauf - hatte Generaladmiral Dr. h. c. Raeder die Fertigstellung zum 01. Januar 1941 gefordert. Im Krieg mußten noch zehn Millionen Arbeitsstunden aufgewendet werden, um dieses Ziel zu erreichen. Tatsächlich konnte dieser Termin mit einer nur geringen Überschreitung gehalten werden. Am 25. Februar 1941 erfolgte die Indienststellung der Tirpitz, am 09. März 1941 ging sie erstmals auf Probefahrt. Ihre Gesamtbauzeit betrug damit fünf Jahre und vier Monate.
* Schon Anfang 1935 hatte der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Generaladmiral Dr. h. c. Raeder befohlen, daß diese Neubauten ausdrücklich als „ 35.000 ts. Schlachtschiffe“ zu bezeichnen seien, auch wenn die Berechnung je nach Antriebsart ein Deplacement von 39.400 bzw. 40.700 ts. Ergäbe. Dabei ist es dann auch geblieben.
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Lebenslauf des
Schlachtschiffes T I R P I T Z
in Kurzform
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Schlachtschiff
T I R P I T Z
D I E B E W A F F N U N G Hauptbewaffnung war die Schwere Artillerie ( SA ); diese bestand aus acht 38 cm Schnellfeuerkanonen ( SK ) L/52 C/34; jeweils zwei waren auf einer Drehlafette C/34 innerhalb eines der vier Doppeltürme vereinigt. Der Munitionsvorrat jeder der vier Türme belief sich auf 240 Schuß. Das Gewicht der einzelnen vier Türme - „Anton & Bruno“ im Vorschiff und „Cäsar & Dora“ im Achterschiff - belief sich auf je 1064 to. Ohne Munition. Der Barbettdurchmesser betrug 10 m. Die Richtgeschwindigkeit kam in der Höhe auf 60/sek. Und in der Seite auf 5,40/sek.; der Rohrrücklauf belief sich auf 3,75 m. Bei 350 Rohrerhöhung konnte alle 26 Sekunden einmal gefeuert werden; daraus ergab sich eine Kadenz von 2 S/min. Pro Rohr.
Der Höhenrichtbereich erstreckte sich von –80 bis +350. Die Türme hatten angemessenen Panzerschutz; Die Dicken betrugen an der Stirnseite 360 mm, an den Seiten 220 mm; in der Decke 130 bis 180 mm, inder Rückfront 320 mm und bei der Barbette 220 mm. Jeder Turm ( mit Ausnahme von „Anton“ ), hatte ein 10 m Langbasis - E - Meßgerät. Das Gewicht einer Sprenggranate betrug 800 kg, die 212 kg schwere Treibladung war auf eine Vorkartusche und eine Hauptkartusche verteilt. Die Geschoß - Anfangsgeschwindigkeit ( V0 ) erreichte 820 m/sek. = 2952 km/h. Bei 300 Rohrerhöhung lag die maximale Schußweite bei 255,5 hm. (Hekometer). Jedem Rohr war eine Lebensdauer von 242 Schuß zugeschrieben.
Barbette Turm Anton & Dora
Barbette Turm Bruno & Cäsar
B A L L I S T I C H E L E I S T U N G E N *
* Nach Campbell, Navy Weapons of World War Two Das Geschoßgewicht lag bei 45,3 kg, als Treibladung diente eine 14,15 kg schwere Kartusche. Die Geschoßanfangsgeschwindigkeit belief sich auf 875 m/sek. = 3150 km/h; die maximale Schußweite 230 hm wurde bei 400 Rohrerhöhung erreicht, bei 350 lag sie bei 220 hm. Jedem Rohr war eine Lebensdauer von 1100 Schuß zugerechnet. Das Rohrgewicht lag bei 9026 bis 9080 kg, die Rohrlänge bei 8,2 m einschließlich Verschlußstück. Von den 15 cm Türmen waren die beiden mittleren mit einem 7 m Langbasis - E' Meßgerät ausgerüstet.
Die Panzerung war sehr viel schwächer: Stirnseite 100 mm, Seiten 40 mm, Decke 35 bis 20 mm, Barbette 100 mm. Die Schwere Flak war mit 16 10,5 cm Rohren und einem Munitionsvorrat von insgesamt 6720 Schuß sehr stark. Verwendet wurde die 10,5 cm Flak L/65 C/33 in der dreiachsig stabilisierten Doppellafette C/37, jede 27 to. schwer. Der Abstand zwischen den Achsen beider Rohre betrug 0,66 m, der Rohrrücklauf 0,38 m. Die Richtgeschwindigkeit kam auf 120/sek. In der Höhe und 8,50/sek. in der Seite; der Höhenrichtbereich bewegte sich von - 90 bis + 800. Die 10,5 cm Flak C/33 hatte eine Rohrlänge von 6,84 m einschließlich Verschlußstück und ein Rohrgewicht von 4,56 to.. Verschossen wurden 15,1 kg. Schwere Patronengeschosse mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 900 m/sek. = 3240 km/h auf einer Entfernung bis zu 177 hm und einer Steighöhe von 12500 m bei 800 Rohrerhöhung. Die Schußfolge lag bei maximal 18 S/min./Rohr. Leichte Fla - Waffen : Vorhanden waren 16 3,7 cm Flak L/83 C/30 in Doppellafetten C/30 maximale Schußweite 8500 m bei 35,70 Rohrerhöhung, Steighöhe 6800 m bei 850, Geschoßanfangsgeschwindigkeit 1000 m/sek. = 3600 km/h, Gewicht des Patronengeschosses 0,748 kg, Kadenz ca. 80 S/min./Rohr sowie eine größere Anzahl von 2 cm Flak L/65 C/38, diese teils in Sockellafette C/38, teils in Vierlingslafette C/38. Nachweisbar waren ca. Anfang 1944 acht Einzel - und elf Vierlingslafetten, zusammen 52 Rohre. Die 2 cm Flak verschossen 0,120 kg schwere Patronengeschosse mit einer Anfangsgeschindigkeit von 875 m/sek. = 3150 km/h. Die maximale Schußweite lag bei 4800 m, die Steighöhe bei 3700 m. Jedes Rohr war auf 20.000 Schuß Lebensdauer bemessen. Die Kadenz : 450 bis 500 S/min./Rohr. Die Vierlingslafette hatte ein Gewicht von 2200 kg und war mit Handrädern für den Höhen - und Seitenrichtbetrieb ausgestattet, der Höhenrichtbereich bewegte sich von - 100 bis + 900.Der Munitionsvorrat betrug für die 3,7 cm Flak 32.000 Schuß und für die 2 cm Flak bis zu 90.000 Schuß. Torpedowaffe : Die Tirpitz hatte seit Sommer 1944 2 Vierlingsrohrsätze für Ø 53,3 cm Torpedos; außer den in den Rohren befindlichen Torpedos wurden pro Rohrsatz acht Reservetorpedos mitgeführt. Verwendet wurden G7a Tropedos ( Gefechtsladung : 430 kg TNT, Geschwindigkeit/Reichweite : 30 kn/15.000 m; 40 kn/5.000 m; 45 kn/4.500 m ). Bordflugzeuge : Der große Hnagar hinter dem Schornstein gestattete die Unterbringung von zwei Arado 196 Bordaufklärern, hinzu kamen zwei weitere, je einer in jedem der beiden Bereitschaftshangars an den Flanken des Schornsteins. Zwischen dem großen Hangar und den Bereitschaftshangar verlief quer über Deck das nach beiden Seiten schußfähige, mit Druckluft betriebene Katapult von ca. 16 m Länge; bei Startbereitschaft überragte es um knapp 7 m die Seitenkante des Schiffsrumpfes. Feuerleitmittel : Die Tirpitz hatte außer den in den 38 cm und 15 cm Türmen untergebrachte E'Meßbasen drei E'Meßdrehhauben, zwei davon mit je einem 10,50 m langen Langbasisgerät und das dritte ( auf der Brücke ) mit einem 7m Gerät. Für die schwere Flak standen vier kreiselstabilisierte Fla - Leitstände SL - 6 ( „Wackeltopfe“ ) mit je einem 4 m Langbasis E'Meßgerät zur Verfügung. An Funkmeßortungsgeräten ( FuMO ) waren zuletzt vorhanden : 1.An der achteren Drehhaube ein FuMO 23 (Größe : ca. 4 x 2 m ), zuletzt ( ab Sommer 1944 ) ein FuMO 26, 2.an der Drehhaube des Turmmastes ein FuMO 26 ( Größe : ca. 6,6 x3,2 m ), 3.an der vorderen Drehhaube ein weiteres FuMO 23 (1944 ersetzt durch ein anderes Gerät, vermutlich FuMO 26 ) und 4 4.seit 1944 am dritten SL - 6 Leitstand ein FuMO 213 ( „Würzburg D“ ). Sonstige Ausrüstung Sieben dreiachsig stabilisierte Scheinwerfer von je 1,60 m Durchmesser, davon zwei unter Schutzhauben am Schornstein, sämtlich zentralrichtbar. Zwei Bordkrane für Flugzeuge und Beinoote. Beiboote : Drei Chefboote, vier Verkehrsboote, eine Motorbarkasse, zwei Kutter, zwei Dingis, zwei Jollen, insgesamt 14 Stück.
Drei Bug - ein Heckanker. Mineneigenschutz ( MES - Kabelschleife direkt an Gürtelpanzer - Unterkante ). Gewichtsgruppen - Zusammenstellung
Den Antrieb besorgten drei viergehäusige BBC - Getriebeturbinen; diese wurden von 12 Wagner - Hochdruckheißdampfkesseln gespeist. Die nach Konstruktion auf 46.000 WPS Leistung ausgelegten Turbinen waren in drei Turbinenräumen aufgestellt; von ihnen befand sich der hintere in Abteilung VIII, die vorderen waren nebeneinander innerhalb der Abteilung X aufgestellt. Die Kessel befanden sich in jeweils drei nebeneinanderliegenden Kesselräumen, die vorderen in Abteilung XIII, die hinteren in Abteilung XI. Im Vollastbetrieb kamen die Hoch - und Mitteldruckturbinen auf 2825 U/min., die Niederdruckturbinen auf 2390 U/min. Und die Marschturbinen auf 5130 U/min.. Als Norm für den Heizoelverbrauch galten 0,325 kg je PS/h, für den Dampfverbrauch ca. 5 kg je PS/h. Die Kessel hatten eine Gesamtheizfläche von 4560 qm, dazu weitere 1440 qm für die Überhitzer. Der Dampfdruck kam auf 58 atü, die Dampftemperatur auf 450 0C. Das Einheitsgewicht der gesamten Antriebsanlage belief sich auf 20,3 kg/PS. Die elektrische Anlage bestand aus vier E - Werken mit je zwei Dieselgeneratoren zu je 500 kw Leistung; hinzu kamen fünf Turbogeneratoren zu je 690 kw, ein weiterer zu 460 kw ( dieser mit angehängtem 400 kVA - Wechselstromgenerator ) und ein Wechselstromgenerator zu 550 kVA. Insgesamt kam die E - Anlage auf 7910 kw bei 220 Volt in den Maschinenräumen. Die Tirpitz hatte drei dreiflügelige Festpropeller von je 4,80 m Durchmesser, davon der Mittel - und Steuerbordpropeller rechtsdrehend, der Backbordpropeller linksdrehend. Die elektrisch betriebene Ruderanlage steuerte zwei parallel angeordnete Balanceruder von je 24 qm Fläche. Dem ursprünglich vertretenen Wunsch nach Motorenantrieb konnte nicht entsprochen werden, weil zu diesem Zeitpunkt die Motorenentwicklung erst soweit vorangekommen war, daß damit höchstens 27 kn zu erreichen gewesen wären. Dies aber entsprach nicht der Forderung nach einer Geschwindigkeit von etwa 30 kn. Danach war vorübergehend an turboelektrischen Antrieb gedacht worden. Mit einer solchen Anlage hatte erst kurz zuvor der französische Fahrgastdampfer NORMANDIE das Blaue Band errungen. Die einzelnen Kraftwerke einer solchen Anlage sollten in drei Abteilungen untergebracht werden, seitlich die Kessel, in der Mitte zwischen den Längsschotts die Generatoren. Jeder der drei Propeller sollte von einem E - Motor angetrieben werden. Die Vorteile dieses Antriebs lagen in der einfachen Konstruktion der Turbine, im schnelleren Umschalten, auf andere Fahrstufen und Drehrichtungen und in den Kürzeren Propellerwellen. Die Nachteile : Äußerst anfällige Stromübertragung über Kabel von den Generatoren zu den Propeller - Antriebsmotoren. Da es jedoch in keiner Weise abzusehen war, ob sich die mit diesem Antriebssystem auf zivilen Schiffen gewonnenen Erfahrungen ohne weiteres auf die gänzlich andersartigen Verhältnisse auf einem Kriegsschiff übertragen lassen, entstanden so große Bedenken, daß die Entwürfe geändert und auf Hochdruckheißdampfanlagen wie auf den vorangegangenen Schlachtschiffen der SCHARNHORST - KLASSE umgestellt wurden.
Baukosten = 181,6 Millionen Reichmark ME 07.Feb. 1994
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